Wir als Fanmagazin, so ehrlich muss man sein, nehmen eine besondere Rolle in der Medienlandschaft um den SC Freiburg ein. Durch unsere Nähe zu den Fans/der Fanszene ergeben sich für uns zwar exklusive Einsichten, sie schafft aber auch Probleme. So haben wir die Möglichkeiten an Orten zu fotografieren, an die ein normaler Pressevertreter nie gelassen und haben Informationen, die er nie bekommen wird. Andererseits müssen wir uns mit Problemen auseinander setzen, die sonst niemand hat und stehen oft zwischen Fan- und Vereinsinteressen.

Dreharbeiten zum Film „STABIL durch Liga Zwei“.

Immer wieder erhalten wir Anfragen anderer Medienpartner. Seien es Interviews oder der Wunsch nach einer Kooperation. Da wir das Magazin in unserer Freizeit betreiben und kein Geld damit verdienen, behalten wir es uns vor Angebote ablehnen zu können, wenn wir sie als nicht förderlich bzw. seriös betrachten. In der Praxis sieht das dann so aus, dass Anfragen im Team schon mal intensiv diskutiert werden, bevor ein Entschluss gefasst wird. Eine Zeitung, die immer wieder bei uns anfrägt, ist die Badische Zeitung.

Die Badische Zeitung begleitet nicht nur den Sport-Club Freiburg e.V. mit ihrer Berichterstattung, sondern auch deren Fans. Die sportliche Berichterstattung möchten wir an dieser Stelle nicht beurteilen, sehr wohl aber die über die Fans, insbesondere über die der aktiven Fanszene. Hier kommt die BZ ihrem journalistischen Anspruch bzw. dem Anspruch einer objektiven Berichterstattung im Sinne eines aufklärenden, objektiven Journalismus nicht nach. Die Thematik Fanszene und Ultras ist definitiv auch ein reizvolles Themenspektrum, nicht nur wenn man jüngere Leser ansprechen möchte. Als wäre Fußball nicht schon auflagenträchtig genug, potenzieren reißerische Berichte über angeblich marodierende Fußballfans die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers. Insbesondere am Standort Freiburg. Das scheinen die BZ-Redakteure ausnutzen zu wollen.

Nicht zuletzt agieren sie dabei oft auch als verlängerter, öffentlicher Arm von Verein, Polizei und Stadt. Wie genau sie das angehen sorgt bei uns des Öfteren für Verwirrung. So versucht die Badische Zeitung seit Jahren ein Bein in die Fanszene zu bekommen. Es wäre sicher möglich eine vernünftige Beziehung zwischen Fanszene/Fanmedien und der BZ aufzubauen, würde sie nicht in regelmäßigen Abständen sämtlichen guten Willen ad absurdum führen, geradezu zu torpedieren.

So berichtete die BZ am 4. August [1] diesen Jahres über das neue Sicherheitskonzept beim SC Freiburg und die Anzahl der Straftaten. Von 200 pro Saison ist die Rede. 75 Prozent wurden von Fans der Heimmannschaft begangen, an 70 Prozent waren Ultras beteiligt“. Kann man so schreiben. Führt aber nicht zu einem besseren Bild der Gesellschaft über „die Ultras“. Viel mehr bestätigt es die allgemein herrschende Meinung, dass Ultras durchgehend Straftäter seien. Viel Interessanter wäre doch die von der Polizei veröffentlichten Zahlen in Relation zu der Anzahl der Heimspiele und Mitglieder der Freiburger Ultragruppen zu stellen:

200*0,75 (Prozentualer Anteil Heimfans) = 150 Straftaten
150*0,7 (Prozentualer Anteil Ultras) = 105 Straftaten
105:18 (Anzahl Heimspiele Saison 16/17) ≈ 6 Straftaten pro Spiel

Diese einfache Rechnung zeigt auf das pro Heimspiel im Schnitt 6 „Straftaten“ zur Anzeige kommen. Zu diesen zählen: Körperverletzungen. Außerdem gab es Verstöße gegen das Vermummungsverbot, Beleidigungen, Drogen-, Pyrotechnik- oder Waffenbesitz, Diebstähle, Erschleichen von Leistungen (Fans, die sich mit ihrem Ticket im falschen Block aufhalten), Hausfriedensbruch und Widerstand gegen Polizisten.“ Nun bedenke man noch, dass Pyrotechnik zum Selbstverständnis jeder Ultragruppe zählt, als Waffenbesitz schon ein „Vespermesser“ im Auto gehört [4] und eine Anzeige wegen Vermummung schon erfolgen kann, wenn man den Schal im Winter zu weit ins Gesicht zieht. Schon stellt man fest, dass das alles gar nicht so schlimm sein kann. Die Aufarbeitung der BZ führt aber eher dazu, dass man das gegenteilige Gefühl bekommt und im Stadion um sein Leben fürchten muss.

Wenig später veröffentlichte die BZ einen Artikel über die Betretungsvebote gegenüber Mitgliedern der Ultraszene beim Heimspiel gegen Hoffenheim. Das auch hier wieder wenig bis keine Recherche erfolgte, zeigt sich im letzten Absatz. Es wird nicht nur erneut [2], [3] die Gruppe Natural Born Ultras (NBU) als „National Born Ultras“ betitelt und damit ins rechte Spektrum gedrängt, sondern auch Mitglieder der Fangrupe „IWF“ zu den Personen mit Betretungsverbot gezählt. Auf unsere Nachfrage kann uns das ein Sprecher der Gruppe eindeutig widerlegen. Der ausschlaggebende Grund für diesen Artikel war aber eine Anfrage, die einen unserer Fotografen letzten Samstag erreichte. Seht selbst: Nach Informationen zu fragen ist das Eine. Der Versuch durch vertrauliche Anfragen einen Informanten in der Fanszene zu installieren etwas ganz Anderes. Liebe Badische Zeitung, wenn ihr in Zukunft eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Fanszene und euch aufbauen wollt, stellt Anfragen über die euch bekannten Mailadressen und weist eure Mitarbeitern an, in Zukunft selbstständiger, objektiver und gründlicher zu recherchieren und keine Fehlinformationen zu verbreiten. Dazu gehören auch meinungsmachende und subjektive Darstellungen. Und ganz wichtig: Stellt uns nie wieder eine solche Anfrage!

Quellen:
[1] http://www.badische-zeitung.de/freiburg/der-sc-freiburg-stellt-sich-bei-der-security-neu-auf–140207062.html
[2] http://www.badische-zeitung.de/freiburg/amt-sperrt-15-ultras-aus-protest-im-sc-stadion–142836222.html
[3] http://www.natural-born-ultras.de/?p=1802
[4] http://1953international.de/free-freiburg.html